Tag 10: Durch die Weinberge der Wachau

Was für eine Nacht! Die Betten waren urgemütlich, das änderte aber nichts daran, dass es die Mücken auf uns abgesehen hatten. Gegen drei oder vier wurde ich vom Surren wach und blieb das auch über eine Stunde, bis ich so müde war, dass ich mir einfach die Decke über den Kopf zog und trotzdem irgendwie einschlief. Das Bett war aber auch zu bequem, um weiter wach zu bleiben ;). Am nächsten Morgen begann dann der letzte richtige Radltag. Einerseits war’s traurig, dass schon der letzte Tag angebrochen war, andererseits freuten sich meine Beine unheimlich, bald wieder etwas Ruhe zu haben. Etwas wehmütig mussten wir uns nach einem leckeren Frühstück von unserem schönen Himmelbettzimmer verabschieden und radelten los. Diesmal gab’s landschaftlich wieder mehr zu sehen, schließlich ging es durch die Wachau.

Die Wachau – mildes Klima, Weinberge, Obstplantagen und immer wieder schöne Burgen und Schlösser. Schon bald waren wir in dieser traumhaften Landschaft. Anfangs war der Radweg noch weiter weg von den Plantagen und wir konnten sie nur von der Ferne sehen. Dazu gab es aber immer wieder schöne Abwechslung – Schloss Schönbühel, Ruine Aggstein und die Burgruine in Dürnstein.

Dann aber führte uns der Weg am Südufer durch die Plantagen hindurch. Links und rechts neben uns waren helle und dunkle Weintrauben, Pflaumen, Zwetschgen, Marillen, Äpfel und noch so viel mehr. Einmal war sogar angeschrieben, welche Weinsorten neben uns angepflanzt waren. Riesling, Zweigelt und Co. umgaben uns und die Landschaft hatte einen südländisches Flair. Es war ein richtiger Genuss dort hindurch zu radeln und die vielen Eindrücke aufzunehmen.

Langsam verließen wir aber auch diese schöne Region wieder und suchten uns einen Platz zum Pause machen. Auf einer Bank an der Donau aßen wir unsere letzten Brote und Kekse und sahen nach Westen… In Windeseile packten wir unser Zeug zusammen, denn da war eine riesige schwarze Gewitterwolke, die uns nicht einholen sollte. Zudem kam der Wind auch aus Westen, was uns zwar einerseits super Rückenwind brachte, wodurch aber auch das Gewitter in unsere Richtung zog. Schnell saßen wir wieder auf unseren Rädern und strampelten so schnell es ging. Der Rückenwind war traumhaft, wir fuhren knappe 30 km/h und mussten uns dafür nicht mal anstrengen. Und dann gab es da diesen magischen Moment! Alles wird still um einen rum, man hört nur noch die Reifen rollen, sieht das Gras neben sich, wie es sich im Wind biegt, hört aber selber gar nichts. Was für ein toller Moment, das war richtig berauschend! Physik ist schon was faszinierendes ;).
So radelten wir immer mit der dunklen Wolke im Rücken so schnell es ging nach Tulln. Dann mussten wir noch schnell planen, wo wir übernachten wollten. Kurz vor Wien wollten wir bleiben, da es ansonsten zu teuer geworden wäre. Korneuburg stand schnell fest und wir radelten weiter. Der Teil der Strecke war wieder ziemlich langweilig – Donau, wir, ein paar Bäume. Aber das kannten wir ja mittlerweile schon und dank Rückenwind konnten wir ein wenig ausprobieren, wie schnell wir fahren konnten. Als wir dann in Korneuburg waren und sahen, dass unsere angestrebte Unterkunft in Bisamberg war, kurvten wir dort durch die Ortschaft. Wir suchten und suchten und suchten und … fanden nichts. Ein Anruf brachte uns dann auch noch die Nachricht, dass nicht mal mehr Plätze frei waren…
Plan B: Mit dem Schiff nach Klosterneuburg und dort eine Pension suchen. In Windeseile ging’s – mit Gegenwind – zum Schiff, wir überquerten die Donau und radelten zur Tourist-Info. Als wir die endlich gefunden hatten, waren die Zweifel schon groß, noch eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Zum Glück konnte uns aber noch ein Zimmer vermittelt werden, das auch bezahlbar war und dazu noch im Ortskern lag. Wir waren endlich angekommen!

Etwa fünf Kilometer vor Wien beendeten wir damit unsere große Reise. Wie es das Schicksal so will, war Klosterneuburg die absolut richtige Entscheidung. Denn dort erfuhren wir, dass es einen speziellen Radlzug für 22 Euro gibt, der auch durch Klosterneuburg fährt und einen wieder nach Passau bringt. Als Extra gab’s sogar ein kostenloses Heißgetränk im Zug ;-). Für mich war das ideal, da ich sowieso über Passau heimfahren musste.
Den Abend suchten wir in einem Internetcafé noch die beste Zugverbindung raus, aßen dort auch lecker zu Abend und besuchten dann noch das Stift Klosterneuburg. Müde, geschafft und fertig fielen wir auch an diesem Abend schon relativ früh ins Bett. Nach über neunhundert Kilometern waren wir angekommen :-).

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